Strafrecht aktuell – Oktober 2016

Man kann sagen, daß das Strafrecht mehr und mehr in den Medien diskutiert wird und an Bedeutung gewinnt. Zuletzt wurde in einer Fernsehverfilmung per Voting „entschieden“, ob der Kampfpilot, der einen Terroranschlag durch Abschuß des vollbesetzten entführten Passagierflugzeugs verhindert, einen Freispruch erhält. Auch der Gesetzgeber wird nicht müde, immer mehr Straftatbestände, vor allem im Wirtschaftsrecht und zuletzt auch im Sexualstrafrecht zu schaffen. Das wirkt oft nicht bis zu Ende gedacht und wird sicher dazu beitragen, daß die Staatsanwaltschaften und Strafgerichte weiterhin stark belastet oder gar überlastet sein werden. Aus Sicht eines Strafverteidigers kann das nicht schaden, weil die Verfahren oft […]

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Sexualstrafrecht – Gesetzesverschärfung beschlossen

Update: Erneute Verschärfung im Sexualstrafrecht steht bevor („Nein heißt Nein“) Nicht lange nach der letzten Änderung des Sexualstrafrechts (s.u.) hat der Bundestag einer weitere Verschärfung auf den Weg gebracht. Kernstück der Reform ist die Einführung eines sog. „Nein-heißt-Nein-Prinzips“ im Straftatbestand der sexuellen Nötigung. Bisher setzte eine sexuelle Nötigung voraus, daß die Nötigung zu einer sexuellen Handlung mithilfe von Gewalt, einer Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben oder unter Ausnutzung einer schutzlosen Lage stattfand. Bald soll eine sexuelle Nötigung bereits dann vorliegen, wenn eine sexuelle Handlung gegen den erkennbaren Willen einer Person vorgenommen wird. Es wurden noch einige weitere […]

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Besitzwille Thumbnails von Kinderporno-Bildern?

Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat unter dem Aktenzeichen III-2 RVs 36/15 kürzlich entschieden, daß es nicht ohne weiteres möglich ist, den Besitz von Kinderporno-Bildern gerichtlich festzustellen, wenn beim Beschuldigten nur vom Betriebssystem automatisch erzeugte Vorschaubilder (sog. thumbnails) auf der Festplatte gefunden wurden. Der normale Computernutzer wisse nämlich in der Regel nicht, daß diese Vorschaubilder auch dann auf dem Rechner gespeichert bleiben, wenn man das eigentliche Bild löscht. Mit dieser Begründung hob das OLG ein Urteil des Landgerichts auf. Allerdings ist das nicht das Ende des Verfahrens. Das Landgericht wird prüfen und feststellen müssen, wann sich der Angeklagte die Kinderporno-Bilder verschafft hat. […]

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Handeltreiben mit einem Grundstoff; § 19 Abs. 1 GÜG

In diesem Fall ging es um ein Urteil des Landgerichts München II. Dieses hatte den Hauptangeklagten wegen unerlaubten Handeltreibens mit einem Grundstoff, der zur unerlaubten Herstellung von Betäubungsmitteln verwendet werden soll (§ 19 Abs.1 Nr. 1 GÜG in Verbindung mit § 3 GÜG) in acht Fällen zu einer mehrjähigen Haftstrafe verurteilt. Auf die Revision des Angeklagten wurde das Urteil aufgehoben und die Sache zwecks weiterer Verhandlung und Entscheidung an das Landgericht zurückgeschickt. Der Angeklagte hatte nämlich große Mengen Arzneimittel gekauft, die Pseudoephedrin enthalten. Dieses hatte er nach Tschechien gebracht, wo daraus mit einfachen Mitteln Methamphetamin hergestellt wurde. Eine Verurteilung nach […]

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Steuerstrafrecht – Steuerhinterziehung

Der erste  Senat des Bundesgerichtshofs hat mit Beschluß vom 02.September 2015 (Az.: 1 StR 11/15) eine Entscheidung zum Verhältnis zwischen dem schweren Fall der Steuerhinterziehung gemäß § 370 Absatz 3 AO in der bis zum 31.12.2007 geltenden Fassung (aF) und dem Straftatbestand des Schmuggels gemäß § 373 AO getroffen: Der Schmuggel des § 373 AO ist gegenüber der Steuerhinterziehung eine Qualifikation und geht dieser daher vor, auch wenn eine Steuerhinterziehung im besonders schweren Fall gemäß § 370 Absatz 3 AO (aF) vorliegt. Wenn tatbestandlich beide Straftabestände erfüllt sind, gibt es folglich „nur“ eine Verurteilung wegen Schmuggels, und nicht auch noch […]

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BGH-Vorlage bzgl. Zeugenaussage

Der 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofes dem Großen Senat für Strafsachen folgende Rechtsfrage zur Entscheidung vorgelegt: Ist die Einführung und Verwertung einer früheren Aussage eines Zeugen, der erst in der Hauptverhandlung von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch macht, durch Vernehmung der richterlichen Vernehmungsperson nur dann zulässig, wenn diese den Zeugen nicht nur über sein Zeugnisverweigerungsrecht, sondern auch über die Möglichkeit der Einführung und Verwertung seiner Aussage im weiteren Verfahren belehrt hatte? Zeugen müssen bekanntlich gegen Angehörige nichts aussagen und müssen darüber belehrt werden. Wer bei der Polizei dennoch etwas sagt und später im Prozeß die Aussage verweigert, ist fein raus. Seine Ausage bei […]

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Anklage: Gefährliche Körperverletzung

Es ging um ein Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung. Unserem Mandanten wurde vorgeworfen, nach einem heftigen Streit unter jungen Erwachsenen mit mehreren Freunden zusammen zwei andere Heranwachsende geschlagen und getreten zu haben. Da mehrere Zeugen aussagten, einer der Angeklagten habe mindestens einmal stark gegen den Kopf eines der Zeugen getreten, wurde auch kurzzeitig wegen versuchten Totschlags ermittelt. Der Gerichtsprozeß zog sich über mehrere Verhandlungstage. Es zeigte sich, daß einige Zeugen stark dramatisierte Aussagen bei der Polizei gemacht hatten. Fest standen allerdings die deutlichen Verletzungen der Geschädigten. Die von Rechtsanwalt Thomas C. Pohl geführte Verteidigung zielte darauf ab, eine Art Verständigung zu […]

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BGH zu synthetischen Cannabinoiden

In diesem Fall ging es um Inverkehrbringen verbotener Arzneimittel (§ 95 AMG). Der Angeklagte hatte Kräutermischungen, die synthetische Cannabinoide enthielten, an andere Personen abgegeben. Diese Cannabinoide unterfielen nicht dem BtMG. Das Landgericht war der Ansicht, es handele sich um Arzneimittel im Sinne von § 2 Absatz 1 Nr. 2 Arzneimittelgesetz und hatte den Angeklagten verurteilt. Der BGH hatte zu entscheiden, ob diese Ansicht richtig ist. Durch Auslegung der maßgeblichen europäischen Richtlinie kam er zu dem Schluß, dass es sich nicht um Arzneimittel handelt. Damit schied eine Verurteilung wegen eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz aus. Update: Derzeit schließt der Gesetzgeber die […]

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